Koniferen auf diesem Gebiet???

Dankenswerterweise wurde der folgende Artikel von ixsi getweetet:

Eine Konifere auf seinem Gebiet

28.05.2009 | 18:04 | ERICH KOCINA (Die Presse)

Bevor mir die Emulsionen hochgingen, beschloss ich, mich an den Kiemen zu reißen.

Gelegentlich ist das Schreiben einer Kommune eine regelrechte Syphilisarbeit. Umso schöner ist es, einer Konifere auf diesem Gebiet zu begegnen. Und da gibt es schon einige, die mir ziemlich imprägnieren. Erst unlängst saß ich mit einer solchen bei einem Kartoffelcretin zusammen und wir plauderten ein wenig über das sinkende Nivea mancher Texte. Als mein Gesprächspartner allerdings begann, auch über mich zu lästern, fühlte ich mich ein wenig auf den Schlitz getreten. Aber ich beschloss, ruhig zu bleiben, schließlich lasse ich mich von unbedarften Aussagen sicherlich nicht produzieren. Er ließ aber nicht locker und stichelte weiter. Irgendwann reichte es mir, denn so manche Meldung meines Gegenübers war ein glatter Schlag unter die Gürteltiere. „Das verbiete ich mir“, sagte ich, „denn das ist doch keine konjunktive Kritik mehr“.

Dabei versuchte ich, so autistisch wie möglich zu agieren, immerhin wollte ich jegliche Imitation vermeiden – er sollte ja nichts in den falschen Hans bekommen. Doch währte die Diskursion nicht lange, denn mein Gesprächspartner stammelte pergament nur noch inhaltslose Phasen. Langsam bemerkte ich, wie meine Emulsionen hochgingen. Und bevor ich mich wie Hektar vor Troja zu einer Attrappe hinreißen lassen und das Duett in einem Fiaker enden würde, beschloss ich, mich an den Kiemen zu reißen und lieber von Tannen zu ziehen. Immerhin bestand die Gefahr, dass mein Resümee darunter leider könnte.

Ich muss gestehen, dieser unliebsame Verlauf des Gesprächs war eine Zensur in meinem Leben. Vielleicht habe ich ja ein bisschen übererigiert. Mittlerweile vertagen wir uns aber eh wieder. Sollte ich auf diesen Vorfall angesprochen werden, werde ich dennoch mit Sicherheit antworten: „Kein Kommissar!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2009)


Gemeinerweise werde ich den Text meinen Schülern vorlegen und um Berichtigung bitten. Auf das Ergebnis bin ich gespannt. Werde es der werten Leserschaft mitteilen.

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